Schulische Inklusion – wo bleiben Kinder mit psychischen Störungen?

So lautete der Titel einer Veranstaltung der Uniklinik Köln (Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie), der Uni Siegen und der JCW vom 26.09.2012. In drei Vorträgen und einer anschließenden Podiumsdiskussion wurde die Frage in den Blick genommen, wie in der sich verändernden Schullandschaft die Bedürfnisse von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen nicht auf der Strecke bleiben.

Zunächst hielten Prof. Dr. Rüdiger Kißgen (Uni Siegen), Prof. Dr. Gerd Lehmkuhl (Uniklinik Köln) und Dr. Andreas Seiler-Kesselheim (Schulleiter der JCW) jeweils einen Impulsvortrag zu einem ausgewählten Thema.

Prof. Dr. Kißgen skizzierte die aktuelle Diskussion zur Inklusion und monierte insbesondere die sehr emotional aufgeladene Diskussion, die eine sachliche Herangehensweise sehr erschwere. Er präsentierte anschaulich unterschiedliche Forschungsergebnisse, die seiner Ansicht nach weder pro noch contra einer gemeinsamen Beschulung interpretiert werden dürften. In seinem Fazit betonte er die Notwendigkeit einer qualitativ hochwertigen Pädagogik, unabhängig von der Schulform. Dies sei nicht zuletzt eine Frage der eingesetzten personellen Ressourcen.

Prof. Dr. Lehmkuhl wies darauf hin, dass die Klientel der psychisch auffälligen Kinder und Jugendlichen die allgemeinen Schulen schon jetzt vor große Herausforderungen stelle. Eine zunehmende Aufgabenverlagerung durch die Inklusion könne nur durch eine Fortbildungsoffensive, bessere Kooperation und unter Beibehaltung von Förderschulen gelingen. Diese müssten einen zeitweiligen schulischen Rahmen für besonders herausfordernde Schülerinnen und Schüler anbieten können.

Dr. Seiler-Kesselheim äußerte in seinem Vortrag die Sorge, dass bestimmte Kinder und Jugendliche in der momentanen Diskussion über Inklusion gar nicht vorkämen. So seien nur ein Bruchteil der Schülerinnen und Schüler der JCW berechtigt eine Förderschule zu besuchen. Für diese Klientel, also für Kinder und Jugendliche, die schulisch gar nicht separiert seien, gäbe es aber keine Konzepte, wie diese in einem sich rasant verändernden Schulsystem angemessen begleitet werden könnten. Die JCW als professioneller Partner der Klink könne hier umfangreiche Kompetenzen in die Kooperation mit allgemeinen Schulen einbringen. Allerdings sei vieles schulrechtlich nicht umsetzbar, was sinnvoll wäre.

In der abschließenden Podiumsdiskussion, die von Wolfgang Oelsner, dem ehemaligen Schulleiter der JCW, einfühlsam geleitet wurde und an der außer den Vortragenden noch Frau MR’in Gabriele Mauermann aus dem MSW und Frau Ulrike Heuer, Leiterin des Amtes für Schulentwicklung der Stadt Köln, teilnahmen, wurden diese Aspekte vertieft und durch Fragen aus dem Auditorium ergänzt. Letztlich waren sich alle Teilnehmenden einig, dass es regionale Lösungen für die Entwicklung inklusiver Beschulung geben müsse. Die Stadt Köln werde in den kommenden Jahren den verabschiedeten Inklusionsplan umsetzen. Hier sei die Situation von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen stärker zu berücksichtigen und mit den Vorgaben des MSW konstruktiv konzeptionell weiter zu entwickeln.